Regenerative / Aufbauende Landwirtschaft und Gemüsebau
Definition regenerative Landwirtschaft und Gemüsebau
Unter Regenerativer Landwirtschaft (ReLaWi) bzw. aufbauender Landwirtschaft versteht man eine Vielzahl an Methoden und Techniken, die die Regeneration unseres Ökosystems durch die Förderung biologischer Prozesse zum Ziel haben. Dies gilt insbesondere für die natürlichen Ressourcen Luft, Wasser und Boden. ReLaWi kann deshalb nicht abgeschlossen definiert werden, sondern entwickelt sich stetig weiter.
Im Kern bedeutet regenerative Landwirtschaft und regenerativer Gemüsebau, mit ökologischen, sozialen und ökonomischen Ressourcen so bewusst umzugehen (nämlich suffizient und effizient), dass sich diese wieder regenerieren können. Externe Zufuhr von (endlichen) Ressourcen und technische Eingriffe in das Ökosystem werden drastisch reduziert. Die Folge einer solchen Landwirtschaft sind stabilere Agrarökosysteme, die widerstandsfähiger gegenüber sich ändernden Bedingungen (z.B. Klimaveränderungen) sind.
Konkret steht regenerative Landwirtschaft etwa für den Aufbau von Bodenfruchtbarkeit, für Tierwohl und soziale Fairness. Sie speichert Kohlenstoff, schützt Grundwasser, beseitigt Gifte und Verschmutzung. ReLaWi kann Erträge steigern, Klimaextreme puffern und die Gesundheit und Vitalität von Lebewesen verbessern. Sie führt dazu, dass traditionelles Wissen erhalten oder sogar wiederentdeckt wird.
Die Vision, die hinter regenerativer Landbewirtschaftung steht, ist laut „Regenerative Agriculture Foundation“, eine Welt, in der die Güter zur Befriedigung der menschlichen Bedürfnisse so produziert werden, dass sich die Ökosysteme regenerieren können. Eine Welt mit gesunden und produktiven Böden, mit regionaler Versorgung, mit biologischer Vielfalt und funktionierenden Wasser-, Mineral und Energiekreisläufen.
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Die fünf Prinzipien der regenerativen Landwirtschaft
Minimiere Bodenstörung
Der Boden ist ein Ökosystem mit einer großen Vielzahl verschiedener Organismen. Alle tragen auf ihre Weise dazu bei, dass Bodenfruchtbarkeit entsteht und erhalten bleibt. Jeglicher Eingriff in dieses Ökosystem führt zu einer Störung und beeinträchtigt den Lebensraum der Bodenorganismen. Ziel der regenerativen Landwirtschaft ist es, die Bodenbiologie möglichst gut zu fördern und die Bedingungen optimal zu gestalten. Deshalb müssen Eingriffe in den Boden so gering wie möglich gehalten werden (No Till). Das gilt insbesondere dann, wenn eine stabile, durch Lebendverbauung entstandene Gare hergestellt ist.
Maximiere Pflanzenvielfalt
Ein vielseitiges Bodenleben braucht eine Vielfalt an lebenden Pflanzen. Vielfalt deshalb, weil unterschiedliche Pflanzen, mit ihren unterschiedlichen Wurzelsysteme, für eine größere Durchwurzelung des Bodenprofils sorgen. Pflanzen unterscheiden sich außerdem in ihren Nähstoffbedürfnissen. Sie können unterschiedliche Nährstoffe aufnehmen und erschließen, und sie geben unterschiedliche Stoffe an den Boden zurück. Dadurch fördert jede Pflanze andere Mikroorganismen im Boden. Die Natur zeigt uns, welche Potentiale in Pflanzengesellschaften hinsichtlich Produktivität und Ausgeglichenheit liegen – und deshalb setzen wir auch in der regenerativen Landwirtschaft auf eine größtmögliche Vielfalt.
Halte den Boden bedeckt
Der fruchtbare Oberboden ist wie die Haut eines Menschen. Er ist sehr dünn und muss deshalb geschützt werden. Heiße Temperaturen an der Bodenoberfläche, vor allem im Sommer, schädigen den Boden und tragen zu stärkerer Austrocknung bei. Regen, der ungebremst auf den Boden trifft, zerstört die Bodenkrümel und führt zu Verschlämmung und Mikroerosion. Darüber hinaus fehlt besonders den Regenwürmern das Futter, wenn kein organisches Material auf der Bodenoberfläche liegt. Deshalb halten wir in der regenerativen Landwirtschaft den Boden ganzjährig bedeckt, z.B. durch Mulch und lebende Pflanzen.
Erhalte lebende Wurzeln das ganze Jahr über
Lebende Pflanzen versorgen aktiv das Bodenleben. Über ihre Ausscheidungen (auch Liquid Carbon Pathway genannt) füttern sie die Mikroorganismen, die in der Rhizosphäre (das ist der Bereich direkt um die Wurzel) leben. Nur durch lebende Wurzeln kann ein vielfältiges Bodenleben entstehen und erhalten bleiben. Gibt es längere Zeiträume, in denen diese Versorgung zusammen bricht, hungert das Ökosystem im Boden. Deshalb ist ein konsequenter Zwischenfruchtanbau in der regenerativen Landwirtschaft so wichtig.
Integriere Tiere
In der Natur spielen Tiere und Mikroorganismen eine wichtige Rolle für das Funktionieren stabiler Ökosysteme. Durch die Integration von Tieren erhöhen wir die Vielfalt der Stoffströme, können Fruchtfolgen diversifizieren und erhalten eine breitere Produktpalette.
Beispiele aus aller Welt zeigen, wie durch holistisches Weidemanagement und die Kombination verschiedener Tierarten auf einer Fläche die Bodenfruchtbarkeit rasant aufgebaut werden kann. Werden Tiere mit der richtigen Managementstrategie in den landwirtschaftlichen Organismus integriert, können sie das „hoch zwei“ auf der Gleichung sein.