
Regeneratives Beikrautmanagement: Warum “Totkriegen” nicht die Lösung ist
Ein Gespräch mit Franz Grötschl über Zwischenfrüchte, Timing und Systemumstellung
Vom Bekämpfen zum Verstehen: Ein Paradigmenwechsel
Franz Grötschl bringt es klar auf den Punkt: Solange wir im “Bekämpfungsmodus” bleiben, ist eine echte Umstellung auf regenerative Systeme nicht möglich. Unkraut soll nicht mehr vernichtet, sondern durch Vielfalt, Bedeckung und gezielte Störung reguliert werden. Das braucht einen anderen Blick – und Zeit.
Zwischenfrüchte sind mehr als Lückenfüller
Ein zentrales Element im regenerativen Beikrautmanagement sind wintergrüne Zwischenfrüchte. Sie verbessern nicht nur die Bodenstruktur, sondern unterdrücken auch Beikräuter durch Verdrängung und Beschattung. Die Sorge vieler Landwirte: Wie bekomme ich die Zwischenfrucht rechtzeitig vor frühen Hauptkulturen in den Griff?
Franz sagt: „Das ist möglich – mit Planung, Maschinenkenntnis und dem Willen, genau hinzuschauen.“ Für Getreidearten wie Roggen oder Triticale sei das problemlos. Bei Weidelgräsern oder Kleemischungen braucht es manchmal mehrere Bearbeitungsschritte.
Die Mischung macht’s: Abgestorbene + lebende Biomasse
Eine wichtige Beobachtung aus der Praxis: Es braucht beides. Abgestorbenes Material zur Bodenbedeckung und grüne Biomasse, die nachwächst. Nur dann ist eine kontinuierliche Versorgung des Bodens gewährleistet. Grötschl spricht hier vom „Tischlein-deck-dich-System“ – ein System, in dem der Boden nie nackt bleibt.
Relay Cropping und flächiges Schneiden in Etappen
Anstatt die Zwischenfrucht auf einen Schlag vollständig zu entfernen, schlägt Grötschl ein gestaffeltes Vorgehen vor. Dieses sogenannte „Relay Cropping“ nutzt unterschiedliche Wachstumsphasen – ein Teil der Fläche wird bearbeitet, während andere Teile weiter Photosynthese betreiben. Das schafft mehr Flexibilität und reduziert Stress für Boden und Pflanzen.
Technik ist kein Hindernis – wenn man sie kennt
Viele Betriebe zögern mit der Umstellung, weil sie fürchten, die nötige Technik nicht zu haben. Grötschl widerspricht: „Mit einem schweren Rotor und etwas Fingerspitzengefühl geht fast alles.“ Wer die Zwischenfrucht im Frostzeitfenster bearbeitet, hat oft leichtes Spiel – die Pflanzen sind geschwächt und lassen sich gut zerschneiden.
Mehr als nur Maschinen: Timing, Witterung, Beobachtung
Grötschl betont, dass Beikrautmanagement keine Arbeit nach Kalender ist. Temperatur, Feuchte, Bodenleben – all das muss einbezogen werden. “Es braucht Beobachtung, kein Rezeptdenken.” Wer wartet, bis die Zwischenfrucht im richtigen Zustand ist, spart Kraft und erhöht die Wirksamkeit.
Fazit: Ein Umdenken mit großem Potenzial
Die Aussagen von Franz Grötschl zeigen: Regeneratives Beikrautmanagement ist keine Frage der Ideologie, sondern der Systemlogik. Es verlangt ein anderes Denken – und ein genaues Hinsehen. Zwischenfrüchte, abgestufte Bearbeitung, Beobachtung und gutes Timing ersetzen die alte Idee vom “totfahren”. Nicht Kontrolle ist das Ziel, sondern Koordination mit der Natur.
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